Wir dokumentieren im folgenden Ausschnitte aus der der am 22.7. im Prozess verlesenen Einlassung:
Erich Fromm schrieb vor einigen Jahrzehnten:
Die Menschheitsgeschichte begann mit einem Akt des Ungehorsams, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit einem Akt des Gehorsams ihr Ende finden wird. [er bezieht sich dabei auf Mythen wie die von Eva und Adam oder von Prometheus] … Wenn auch die Fähigkeit zum Ungehorsam den Anfang der Menschheitsgeschichte darstellte, so könnte doch der Gehorsam sehr wohl deren Ende sein. Ich sage das nicht im symbolischen oder poetischen Sinn. … Tatsache ist, dass wir zwar technisch im Atomzeitlater leben, dass aber die meisten Menschen – einschlieslich all derer, die an der Macht sind – emotional noch in der Steinzeit leben.
(…)
Gefährlich irrlichternd geht es aber auch mit der Entsorgung zu: Nach wie vor gibt es weltweit kein einziges Endlager für hochradioaktiven Abfall – welches dann den Abfall vorzugsweise auch über 1 Mio. Jahre sicher verwahren kann.
Um uns dem praktisch etwas zu nähern: in Deutschland werden bis 2080 ca. 647.000m3 schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle anfallen (inclusive der zurück zu holenden rostigen Fässer bzw. deren Resten in dem ehemaligen Stollen Asse). Wenn wir das auf die 84. Mio. Einwohner*innen umlegen, wären das nur 0,0077
m3 pro Person – was in etwa diesem kleinen Fässchen (siehe Foto) entspricht. Wir müssten also alle nur die uns verhältnismäßig zustehende Menge an schwach-, mittel- und hochradioaktiven abfällen in der Größe einer Konservendose in unseren Privatkellern für die beinahe realistisch abschätzbare Zeitdauer von wenigstens wenigen 100.000 Jahren einlagern? Das ist also unser atomares Gewissen? Ich glaube kaum …
(…)
Eingangs zitierte ich Erich Fromm – mit einem weiteren Zitat von ihm möchte ich meine
Einlassung beenden:
Jeder Gehorsam gegenüber einer Person, einer Institution oder Macht ist Unterwerfung; er impliziert, dass ich auf meine Autonomie verzichte und einen fremden Willen oder eine fremde Entscheidung anstelle meiner eigenen akzeptiere. Wenn ich dagegen meiner eigenen Vernunft oder Überzeugeung gehorche, so ist das kein Akt der Unterwerfung, sondern ein Akt der Bejahung. Meine Überzeugung und mein Urteil sind ein Teil von mir. Wenn ich diesen und nicht dem Urteil anderer folge, bin ich wirklich ich selbst.
All die Aktivist*innen, die sich seit Jahrzehnten und Jahrhunderten für eine gerechtere, für eine weniger vergiftete Welt einsetzen, handeln ja genau danach. Und eine menschenverachtendere Kriminalisierung der Klimabewegung, bei der Gerichte, die aus Kleingeistigkeit und angekratztem Ego auf ein eingefordertes Recht auf Reden mit einer einwöchigen Ordnungshaft reagiert, die auf das Kämpfen für ein gutes Leben für alle mit menschenverachtender Gleichgültigkeit und mehrmonatigen Haftstrafen ankommen, – und da geh ich ganz mit Erich Fromm mit – die kann ich nicht anerkennen!