Wie schon letzte Woche Montag (15.05.) gab es auch am Dienstag Abend wieder ein Solikonzert auf dem Hildesheimer Kehrwiederwall hinter der JVA – leider mit unschönen Repressalien.
Letzte Woche hatte der Liedermacher David Rovics aufgrund von Hannas Inhaftierung einen Zwischenstopp in Hildesheim eingelegt und gemeinsam mit Hildesheimer Musiker*innen ein Konzert in Hörweite der Gefangenen gegeben. Über 60 Leute waren gekommen, um sich das Konzert draußen anzuhören und die eingesperrte Aktivistin zu unterstützen. Eine gute Stunde dauerte das spontan organisierte Konzert. Trotz des unschönen Anlasses war es ein sehr schönes Konzert mit sehr gemischtem Publikum und ausgelassener Stimmung. Die Musiker*innen forderten eine Welt ohne Knast und Strafe und bezogen sich in Liedern und Ansagen auch auf die anderen Inhaftierten.
Durch Hanna bekamen wir hinterher mit, dass unser Konzert auch anderen Gefangenen gefallen hat. Alles in allem war es also eine gelungene Aktion, die die Aktivist*innen Dienstag abend wiederholen wollten. Es ging zunächst unverstärkt los und es wurden einige Lieder mit Akkordeon und Geige gesungen. Diesmal kamen bereits nach einer Viertelstunde die Bullen. Während das Megafon mit einer interessanten Konstruktion aus zwei Mikrofonständern zur Verstärkung klar gemacht wurde, versuchten die beiden Uniformierten, die Leute vom Musik machen abzuhalten und teilten ihnen bei der Gelegenheit mit, dass unser Unterfangen jetzt eh keinen Sinn mehr hätte, weil die JVA Hanna inzwischen eh “in den Keller“ gebracht hätte.
So versuchen die Repressionsorgane, solidarischen Prozess zu unterbinden: Weil sie an die Menschen draußen nicht rankommen, lassen sie die Repression an Hanna aus und sperren sie in eine Arrestzelle im Keller des Knasts.
So versuchen sie, uns davon abzuhalten, die Gefangenen und insbesondere Hanna solidarisch zu unterstützen. Doch wir lassen uns nicht davon abhalten, Knast und Repression zu kritisieren!
Wir werden weiter dagegen protestieren, dass Menschen für legitimen Widerstand oder weil sie bspw die ‚falschen‘ Drogen konsumiert haben, eingesperrt werden!
Soweit die Perspektive solidarischer Menschen aus Hildesheim, im Knast schreibt Hanna zum ersten Konzert:
60 Leute beim Konzert ist cool. Den meisten hier hat es gefallen. Eine sagte, sie habe leider die englischen Texte nicht verstanden. Es war sehr gut, dass deutsche Texte dabei waren („Zöllner vo Vollzug abhalten“ war allen gewidmet, die wegen Drogen sitzen.) Ging nur für Leute, die früh anfangen zu arbeiten dann zu lang, weil die dumme Knast-Arbeit ja schon um 6 anfängt (jedenfalls zum Teil). Aber ich glaube die freuen sich schon auch, es war nur die ersten Tage recht viel, das irritiert, wenn du sonst in einem Gebäude bist, was komplett abgeriegelt und fast wie nicht von dieser Welt wirkt.
Zum zweiten Konzert schreibt sie noch am gleichen Abend:
Jetzt kenne ich auch die Strafzelle. Die sieht so aus wie eine klasische Gewahrsamszelle: Gittertür, Edelstahl-Klo und so eine blaue Sportmatte zum Liegen. Zettel und Stift durfte ich nicht mitnehmen. Videoüberwacht. Wenn mensch pinkeln will, soll mensch vorher klingeln, dann wird für fünf Minuten die Kamera ausgemacht, so steht es auf dem einzigen Hinweisschild in der Zelle. Sie hat auch ein Fenster. Habe ein paar Dehnübungen gemacht und geschlafen. War die Strafe dafür, am Fenster gesessen und die Frage „Hörst du uns, Hanna“ mit „Ja, ich höre euch“ beantwortet zu haben. Habe ca. 2 Stunden da unten verbracht. Wasserflasche war einzig erlaubter Gegenstand. Falls es ein Konzert gab, habe ich davon dementsprechend nur drei Lieder mitbekommen.