[HH] Prozesstermine zum Castor 2011 und zur Finanzamtsbesetzung (Autonomes Zentrum Altona) 2011

Am 23. April 2011 wurde das ehemalige, seit Jahren leerstehende Finanzamt in Hamburg-Altona von Aktivist*innen besetzt. Im gleichen Jahr im November fuhr der bisher am längsten blockierte Castortransport der Geschichte nach Gorleben.

Einem*r Aktivist*in, der*die damals nach dem Gesetz noch jugendlich war, wird nun vorgeworfen im Rahmen der Blockadeaktivitäten gegen den Castor einen gefährlichen Eingriff in den Schienen- und Straßenverkehr sowie Hausfriedensbruch bei der Hausbesetzung in Altona begangen zu haben. Beide Vorwürfe wurden zu einer – trotz Jugendstrafrecht – öffentlichen Verhandlung zusammengelegt. Am 20.05.2014 findet nun der erste Verhandlungstag gegen den*die Aktivist*in statt.

„Warum kommt es erst lange nach den Presse-Echos der Aktionen zu meinen Prozessen? In wessen Namen wird hier was kriminalisiert? Was soll eine mögliche Strafe bezwecken?“ fragt der*die Angeklagte*r.
Insgesamt wurden nach der Besetzung des AZ Altona Strafbefehle gegen 40 Personen verhängt, acht Prozesse gegen Besetzer*innen haben bislang überwiegend Einstellungen ergeben. „Städtischer Leerstand ist das eigentliche Verbrechen in einer Stadt, in der allein 700 Personen auf der Warteliste der Fachstelle für Wohnungslose stehen“ meint der*die Angeklagte dazu. „Das einzig richtige Urteil wäre ein Freispruch. Kriminell bin nicht ich, sondern diejenigen, die Häuser leer stehen und verrotten lassen!“ Immerhin wurde nach der Besetzung der vorher leerstehende Raum u.a. wieder zur künstlerischen Nutzung vermietet.

Weiter wird dem*der Angeklagten vorgeworfen, im Rahmen der Blockaden gegen den Castortransport im November 2011 einen Polizeiwagen mit Reifen blockiert und damit einen „gefährlichen Eingriff in den Schienen- und Straßenverkehr“ begangen zu haben. Dieser Transport war mit 126 Stunden der am längsten blockierte in der Geschichte begleitet von vielfältigem Widerstand dagegen.
„Mein Protest gegen den Castor steht sowohl im Zusammenhang mit der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 als auch mit den Atomtransporten, die nach wie vor fast täglich auf den Straßen, Flüssen und Schienen durch ganz Deutschland stattfinden und vom Atomausstieg nicht umfasst sind“ erklärt der*die Angeklagte.
Der Hamburger Hafen ist dabei eine wichtige Drehscheibe für die weltweiten Atomtransporte. So brannte dort am 01.05.2013 der ConRo-Frachter „Atlantic Cartier“, beladen u.a. mit Munition, Ethanol sowie mehreren Fässern stark ätzendem, hochradioaktivem Uranhexafluorid (UF6), welches zur Herstellung von Brennelementen für Atomkraftwerke weltweit verwendet wird. Gleichzeitig fand in nur ca. 1 km Luftlinie der Kirchentag in Hamburg mit über 100.000 Besucher*innen statt. „Ich war schockiert von der Beinahe-Atomkatastrophe im Hamburger Hafen letztes Jahr. Deswegen halte ich mehr Widerstand für notwendig“ ergänzt der*die Angeklagte.
Weitere Personen sind durch Werks- und Schienenblockaden der Atomfabriken in Gronau und Lingen bereits von Repression betroffen.

Insgesamt hat das Gericht 15 Polizeizeug*innen geladen. Anhand dieses Prozesses soll auch grundsätzlich das immer wieder gewalttätige Vorgehen der Polizei bei Aktionen und Demonstrationen sowie Repressionsfolgen thematisiert werden. Auseinandersetzungen mit der Polizei sowie Verurteilungen durch die Systemjustiz kann eine Traumatisierung bei Aktivist*innen auslösen und ist somit ein politisch relevantes Thema, was allzu oft unterschätzt wird, wenn nicht sogar unsichtbar bleibt.
Dazu der*die Betroffene, der*die selbst über vierzig Stunden am Stück in Gewahrsam der Willkür und Diskriminierung einiger Beamt*innen ausgesetzt war, noch Wochen danach darunter litt und sogar aufgefordert wurde, für die durch den Freiheitsentzug entstandene Kosten aufzukommen: “Ich möchte trotz der Vorwürfe und möglicher Repression öffentlich zu emanzipatorischem Aktivismus ermutigen, auch vor Gericht. Deshalb gehe ich damit an die Öffentlichkeit.”

Bemerkung: Das Pronomen des*der Betroffenen ist so, da er*sie sich weder als Mann noch als Frau, also Transgender, definiert.

Zum Prozess sind auch Journalistinnen und Journalisten eingeladen.
Wegen der Eingangskontrollen empfiehlt es sich, etwas vorher da zu sein.

  • Kontakt:

hendrik_q (ät) z1p.biz

  • Weitere Informationen:

Besetzung des ehemaligen Finanzamts Altona:
http://az4altona.blogsport.de

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Steinfurt, 2.Tag: Viele Zeugen, viele Geheimnisse

Am 16.5., dem zweiten Verhandlungstag im Prozess wegen einer Ankettaktion 2012, wurden vor dem Amtsgericht Steinfurt drei weitere Angehörige der Bundespolizei St. Augustin vernommen. Eines hatten sie gemeinsam: Sie verwiesen erstaunlich oft auf fehlende Aussagegenehmigungen und geheimgehaltene Einsatzprotokolle, aus denen sie nichts genaueres preisgeben dürften. Angeklagte und Verteidigung äußerten erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt einiger Aussagen, eine Vereidigung lehnte das Gericht jedoch ab. Nach längeren juristischen Debatten mit dem Staatsanwalt wurde der Termin gegen 13.00 Uhr unterbrochen.Weiter geht es am 6.6. um 10.00 Uhr mit der Vernehmung eines für die Streckensperrung zuständigen Bahnbeamten.Wie bereits am ersten Verhandlungstag verfolgten auch diesmal zivile Polizeikräfte das Prozessgeschehen aus dem Publikum.

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Erster Prozesstag in Steinfurt, Fortsetzung am 16.5.

0509_AG_Steinfurt_Ankettprozess_1.tag-1_kleinDer heute begonnene  Prozess wegen des Vorwurfs der Störung öffentlicher Betriebe wurde nach Vernehmung zweier Zeugen und der Inaugenscheinnahme eines Polizeivideos unterbrochen, Fortsetzung ist am 16.5. um 9.00 Uhr.

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Steinfurt/ Münsterland: Prozess gegen Uranzug-Stopper*innen beginnt erneut

Ein Uranmülltransport aus der Urananreicherungsanlage in Gronau wurde 2012 durch Ankett- und Kletteraktionen aufgehalten. Zwei Personen, die sich an der Bahnstrecke zwischen Gronau und Münster angekettet hatten, wird Störung öffentlicher Betriebe vorgeworfen. Ein erster Verhandlungstag im August 2013 endete mit einer Aussetzung, der Prozess vor dem Amtsgericht Steinfurt beginnt am 9.Mai erneut.
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Kiel/ Lingen: Anklageschrift wegen Widerstand

Mai 2014: Eine Aktivist*in aus Kiel erhielt in der vergangenen Woche eine Anklageschrift wegen der Blockade der Zufahrt der Brennelementefabrik ANF/AREVA 2013. Da die Aktivist*in gerichtlich noch als Heranwachsende gilt kam die Anklageschrift vom Amtsgericht Kiel. Vorgeworfen wird ihr, dass sie bei der Blockade mit Gewalt Widerstand geleistet habe. Sie soll durch eine „Kraftanstrengung“ versucht haben ein Wegtragen zu Verhindern und sich beim Wegtragen durch heftiges Strampeln gewehrt haben. Außerdem soll sie versucht haben sich aus dem Zwischengewahrsam zu entfernen. Sobald ein Prozesstermin feststeht, werden wir ihn hier (auf nirgendwo.info) bekanntgeben.

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Potsdam: Eichhörnchen gegen den Landgerichtspräsidenten

* 09.4.14: Kletteraktivistin ließ aus ihrem Buch „Kommen Sie da runter!“ im Café Madia in Potsdam.

* 10.4.14: Kletteraktivistin verklagt den Potsdamer Landgerichtspräsidenten vor dem Verwaltungsgericht.

Am 10. April 2014 wird um 12 Uhr im Saal 005 vor dem Verwaltungsgericht Potsdam die Klage der als „Eichhörnchen“ bekannten französischen Kletteraktivistin Cécile Lecomte gegen den Landgerichtspräsidenten verhandelt.

Per Hausrecht hatte Landgerichtspräsident Ehlert anlässlich einer Gerichtsverhandlung im Dezember 2012 das Demonstrieren vor dem Gerichtsgebäude verboten. Weiterlesen

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Ankettaktion/ Uranzugblockade vor Gericht

Das Steinfurter Amtsgericht hat neue Verhandlungstermine festgelegt im Verfahren gegen zwei Personen, denen Störung öffentlicher Betriebe vorgeworfen wird. Mit einer Ankettaktion nahe Gronau hatten sie im Sommer 2012 einen Zug mit Uranhexafluorid aus der Urananreicherungsanlage für mehrere Stunden aufgehalten. Ein erster Verhandlungstag endete nach wenigen Stunden mit einer Aussetzung. Jetzt soll es bei einer neuen Richterin von vorn beginnen. Die Angeklagten freuen sich über solidarische Unterstützung vor Gericht.

Weitere Informationen zur Aktion und den bisherigen juristischen Auseinandersetzungen finden sich hier

Prozesstermine: 9.5. (9.00 Uhr), 16.5., 6.6., 13.6. jeweils vor dem Amtsgericht Steinfurt

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Prozess-Termine aufgehoben

Der Prozesstermin am Freitag, den 7.3.2014 in Steinfurt wegen einer Ankett-Aktion gegen einen Urantransport im Sommer 2012 wurde heute aufgehoben. Das Gericht hatte vergessen, die Verteidiger*innen zum Prozesstermin zu laden. Sobald ein neuer Termin feststeht, werden wir ihn hier wieder veröffentlichen.

Auch der Termin am 27.3. in Lingen ist  vom Gericht aufgehoben werden. Auch hier gibt es noch keine Ansage, wann ein neuer Termin stattfinden wird.

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Lingen: Prozess wegen Aktion gegen Brennelementefabrik

Blockade der Brennelementefabrik in Lingen - Aktivistin wird weggetragenIn Lingen geht die Repressionswelle gegen Anti-Atom-Aktivist*innen weiter. Ein neuer Prozess im Zusammenhang mit der Blockade der Brennelementefabrik im Sommer 2013 ist für den 27. März 2014 angesetzt.

Der Vorwurf ist Missbrauchs von Ausweispapieren. Aus unserer Sicht geht es Staatsanwaltschaft und Polizei einzig und allein darum, die Aktivitäten gegen die Brennelementefabrik in Lingen möglichst im Keim zu ersticken. Doch wir werden uns nicht einschüchtern lassen und auch weiter gegen den unbefristeten Export von Brennstoff für AKW weltweit kämpfen.

Kommt und unterstützt die Angeklagte beim Prozess – vor allem werdet gegen die Brennelementefabrik aktiv!

Update: Der Termin am Donnerstag, 27. März 2014 wurde vom Gericht aufgehoben.

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Staatsschutz liest mit

Sowohl an Lesungen als auch an Internetseiten beweist der Staatsschutz Fulda reges Interesse. Nicht einmal vor verdeckten Ermittlungen schrecken die Einsatzkräfte des ZK 10 der Polizei in Fulda zurück. Hintergrund: Zwei Aktivist_innen wird vorgeworfen, im Rahmen einer Kletteraktion Farbbeutel auf einen Castortransport geworfen zu haben. Alle weiteren von Polizei und Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe reichten nicht für eine Anklage, es blieb einzig die vermeintliche Sachbeschädigung- trotz Ermittlungsakten von mittlerweile rund 600 Seiten Umfang.

Am ersten Prozesstag vor dem Amtsgericht Fulda wurden der Verteidigung nun weitere Unterlagen bekannt, die belegen, dass die politische Abteilung der Polizei auch jetzt, wo das Verfahren schon vor Gericht liegt, ein gesteigertes Interesse an den Aktivitäten der Angeklagten hat. Die Internetseiten nirgendwo.info und fuldatalsperre.blogsport.de werden vom Staatsschutz besucht und auch eine Buchlesung galt es laut Unterlagen „aufzuklären“. Die Protestkundgebung vor dem Gerichtsgebäude am Tag des Prozesses sollte laut Anweisung sogar mit der Maßnahme einer „verdeckten Aufklärung“ bedacht werden. Das Schriftstück aus der Akte wurde in der Hauptverhandlung am 25.2. durch eine Verteidigerin vollständig verlesen.

Eine Angeklagte hat nun beim Polizeipräsidium Beschwerde eingereicht.

Wir wünschen dem Staatsschutz viel Spaß auf unserer Homepage! fassade2 fassadenklettern internetseiten_staatsschutz massnahmen

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